Robert Lepenies neuer Präsident der Karlshochschule
01.10.2022

Nach Entscheidung der Senats- und Hochschulratsgremien im September 2022 leitet Professor Dr. Robert Lepenies seit heute die Karlshochschule International University in Karlsruhe als neuer Präsident. Nach Studien in Oxford, an der London School of Economics, der Yale University und am European University Institute in Florenz, forschte der Politikwissenschaftler am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig und war danach ein Jahr lang an der Karlshochschule als Professor für Plurale und Heterodoxe Ökonomik tätig. Lepenies folgt auf Professor Dr. Michael Zerr, der noch eine kurze Zeit weiter Studierende unterrichten wird und dann in den Ruhestand geht. 

In der Tradition der Karlshochschule sieht der neue Präsident den Schwerpunkt seiner Tätigkeit in der Bildung von jungen Menschen, die entweder in Unternehmen, als Entrepreneurs oder in zivilgesellschaftlichen Institutionen Verantwortung übernehmen, um u. a. die anstehenden sozialökologischen Transformationen gerecht und nachhaltig zu gestalten.  

Lepenies forschte in den letzten Jahren zu Fragen der Umsetzung und Messung von politischen Nachhaltigkeitszielen: «Wir haben keine Zeit für Greenwashing – sowohl Unternehmen als auch die Politik müssen ihrer Verantwortung gerecht werden».  

Besonders Fachhochschulen, die eine Brücke zwischen Unternehmen, Wissenschaft und Gesellschaft bauen, müssten hier eine wichtige Rolle spielen: «Nur im Kern sozialökologische Innovationen sind ihren Namen wert. Gerade Fachhochschulen wie die Karlshochschule, die Praxisnähe mit ethischer Reflektion verbindet, sind hier wichtige Orte der Bildung». 

Lepenies als ‘Sciencefluencer’: Wissenschaftskommunikation nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe mit den Menschen  

Robert Lepenies setzt sich für eine aktive Kommunikation von Wissenschaftler*innen in der Gesellschaft und mit verschiedenen Anspruchsgruppen ein. Er selbst ist in vielen sozialen Medien präsent – beispielsweise als “TheTikTokScientist” auf TikTok. «Die Aufmerksamkeit junger Menschen, und ihre wirklich neuen Kommunikationsformen in unserer digitalisierten Demokratie, die finden wir eben auf diesen neuen Plattformen. Gerade in Krisenzeiten müssen wir mitgestalten, direkt ansprechen, einordnen, uns einmischen». Hier sieht er sich in der gleichen Situation wie seine Studierenden - «denn das Einmischen ist typisch für die aktiven Studierenden an der Karls». 

Soziale und ökologische Gerechtigkeit nicht gegeneinander ausspielen 

In der für die Karlshochschule typischen Verbindung von Management, Kultur und Gesellschaftswissenschaften sowie akademischen Anspruch und kritischer Reflexion und praktischer Anwendungsorientierung sieht Lepenies eine gute Grundlage für ein besonderes Engagement: «Wir befinden uns in einer Zeit multipler Krisen, in denen wir resiliente, gut ausgebildete Nachdenker brauchen, die sich sowohl in der Privatwirtschaft wie in Politik und Zivilgesellschaft bewegen können. Wir benötigen junge Menschen, die soziale und ökologische Fragen nicht gegeneinander ausspielen – und parallel auch in der Lage sind, ökonomische und unternehmerische Rahmenbedingungen zu verstehen und mithelfen zu transformieren. Die Bewältigung ökologischer Krisen muss stets ganzheitlich und intersektional orientiert sein und aus einer globalen Perspektive geschehen. Hierfür bietet die Karlshochschule als internationale Hochschule mit einer feministischen und postkolonialen Ausrichtung eine zeitgemässe und nachhaltigkeitbezogene Orientierung». 

Glokale Universität: ‘Karls’ als geistige Heimat für internationale Studierende und Erlebnis globaler Gesellschaft in der Region  

Die Karlshochschule International University ist eine der wenigen Hochschulen Deutschlands, deren Programme vollständig in englischer Sprache gehalten sind und die mittlerweile Studierende aus über 60 Ländern versammelt. «Wir möchten», sagt Lepenies, « diesen Studierenden eine geistige Heimat an einem besonderen Ort bieten und mit ihnen ein Stück globale Gesellschaft in Karlsruhe erleben zu lassen». Hierfür will Lepenies die Vernetzung der Hochschule mit regionalen Partnern, beispielsweise im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts “Future Democracies”, noch weiter ausbauen. Die neuen Studiengänge an der Karlshochschule setzen die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Machtverhältnissen fort und legen noch mehr Wert darauf, wie verschiedene Gruppen in der Gesellschaft marginalisiert werden und wie die Studierenden das in ihren Lehrveranstaltungen, in der Forschung und in studentischen Initiativen erworbene Wissen nutzen können, um mehr soziale Gerechtigkeit zu schaffen.  

Lepenies freut sich auf die enge Zusammenarbeit im Team mit Geschäftsführerin Angelika Habermann-Jung sowie seinen Kolleg*innen aus Forschung, Lehre und Service.